Als 1830 das Alte Museum eröffnet wurde, war Altägypten nicht dabei. Die inhaltliche Konzeption für den Museumsneubau schloß die Beschäftigung mit Kunst und Kultur Ägyptens vom 'studium antiquitatis omnigenae' aus, dem das Haus nach Ausweis seiner Widmungsinschrift über der Fassade bestimmt war. Die noch kleine ägyptische Sammlung musste im Schloß Monbijou jenseits der Spree bleiben, wo sie 1827 erstmals dem Publikum zugänglich gemacht worden war.
Wenn am 3. August 2005 das 175-jährige Jubiläum der Staatlichen Museen zu Berlin mit der Präsentation des wieder vereinigten Ägyptischen Museums im Alten Museum feierlich begangen wird, hat Altägypten längst seinen Platz unter den großen Kulturen der Welt gefunden. Und doch ist es noch nicht die endgültige Rückkehr Ägyptens in den Kosmos der Antike auf der Berliner Museumsinsel. Nur für wenige Jahre werden Ägyptisches Museum und Papyrussammlung im Alten Museum zu Gast sein. Erst im Jahr 2009 wird der Wiederaufbau des unmittelbar benachbarten Neuen Museums abgeschlossen sein, in dem die 'Ägyptische Abteilung' 1850 prachtvoll ausgestattete Räume erhielt. Noch ein weiteres Jahrzehnt mag es dauern, bis durch den Neubau des vierten Flügels des Pergamonmuseums am Kupfergraben der ägyptischen Monumentalarchitektur ihr Platz in diesem einzigartigen Museum der antiken Baukunst zur Verfügung stehen wird.
Ab dem 3. August 2005 wird die Ausstellung des Ägyptischen Museums im Alten Museum Gelegenheit bieten, die Sammlung neu zu entdecken. Erstmals in ihrer modernen Geschichte werden die Kunstwerke aus vier Jahrtausenden, allen voran die Skulptur, räumliche, technische und gestalterische Bedingungen finden, die die außergewöhnliche Qualität dieser seit 1939 zunächst evakuierten, dann geteilten Sammlung angemessen zur Geltung kommen lassen. Wie sehr eine sorgfältig geplante und gestalterisch wie technisch perfekt umgesetzte Präsentation ein Kunstwerk fundamental verändern kann, ließ sich von März bis Juli 2005 an der Büste der Nofretete in ihrer neuen Aufstellung im Kulturforum am Potsdamer Platz erleben.
In den weiten Räumen von Friedrich Schinkel finden die Kunstwerke in gedämpftem Tageslicht eine transparente Aufstellung. Die Gliederung des Rundgangs in formale und thematische Einheiten unterstreicht die Kontinuität der altägyptischen Kultur und läßt gleichzeitig den Wandel aller Lebensbereiche vom späten 4. Jahrtausend bis in die römische Kaiserzeit sichtbar werden. Im Mittelpunkt steht Nofretete, der der Mittelsaal im Nordflügel reserviert wurde, bereits vom Altan über der Schinkel-Treppe quer durch die Rotunde des Alten Museums sichtbar.
Ein neuer Kurzführer (112 S., ca. 100 Abb.) und eine mehrsprachige Audioführung erschließen den Rundgang. Daß dem Ägyptischen Museum mit der Ausstellung im Alten Museum die Gelegenheit geboten wird, seine endgültige Präsentation im Neuen Museum unter ausgezeichneten Bedingungen zu optimieren, die Zusammenarbeit mit den Nachbarmuseum zu entwickeln und aus unmittelbarer Nähe das Wiedererstehen des Neuen Museums zu begleiten, verdanken die Staatlichen Museen zu Berlin der großzügigen Unterstützung durch das Kuratorium Museumsinsel, das sämtliche Kosten für die Rückkehr Altägyptens auf die Museumsinsel übernommen hat.
Dietrich Wildung
(Artikel der Mitgliederzeitschrift aMun)