Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin
18.04.2019 bis 18.08.2019
Erstmals widmet sich im Neuen Museum eine Ausstellung dem reichen kulturellen Erbe von Erzähltraditionen aus dem Alten Ägypten, der arabischen Welt und Deutschland. Die Bandbreite der dreisprachigen Schau (deutsch/englisch/arabisch) reicht von altägyptischen Papyri über die Geschichten der Brüder Grimm sowie aus Tausendundeiner Nacht bis hin zu modernen Pop-Up-Büchern und Comics. Rund 100 Objekte aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin und von verschiedenen Leihgebern werfen spannende Schlaglichter auf eine 4.000-jährige Kulturgeschichte.
Geschichten über Zeiten und Räume hinweg
'Cinderella, Sindbad & Sinuhe' beleuchtet vielfältige kulturelle Austauschprozesse zwischen der arabischen Welt und Deutschland. Die Ausstellung präsentiert frühe literarische Überlieferungen, die bis heute Künstler und Schriftsteller international inspirieren, wie beispielsweise die altägyptische Geschichte des Sinuhe. Die Art und Weise, wie Geschichten adaptiert und interpretiert wurden, gibt einen Hinweis darauf, wie Ideen über Zeiten und Räume hinweg weitergegeben werden. Dies wird unter anderem anhand der Geschichte des Sindbad deutlich. Die Ausstellung weist auf Gemeinsamkeiten in den Erzähltraditionen hin: Verschiedene Versionen von Cinderella sind beispielsweise sowohl in Deutschland als auch auf der Arabischen Halbinsel zu finden.
Historische Gemeinsamkeiten statt Abgrenzung
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten zunehmend von Abgrenzung geprägt sind, ist es umso wichtiger, sich den vielfältigen, auch historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten der verschiedenen Kulturen forschend zu widmen und diese einer internationalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im Rahmen der Ausstellung werden verschiedene Vorträge stattfinden. Begleitend erscheint eine dreisprachige Publikation im Kulturverlag Kadmos (deutsch/englisch/arabisch).
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA). Sie wurde großzügig durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell gefördert. Ferner wurde sie unterstützt durch den Council der Arabischen Botschafter in Berlin und der Mission der Liga der Arabischen Staaten in Berlin sowie MDT-tex.
Adresse:
Neues Museum | Museumsinsel
Öffnungszeiten:
So, Mo, Di, Mi, Fr, Sa 10 - 18 UhrDo 10 - 20 Uhr
Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin
06.07. bis 03.12.2017
Am 5. Juli 2017 wurde die Ausstellung „China & Ägypten“ feierlich im Neuen Museum eröffnet. In dieser Ausstellung treffen zum ersten Mal archäologische Objekte aus dem Reich der Mitte mit vergleichbaren Funden aus dem Alten Ägypten aufeinander. „China & Ägypten“ zeichnet die kulturelle Entwicklung beider Regionen nach, in denen die Grundlagen großer Zivilisationen gelegt worden sind. Obwohl es keinen direkten Kontakt zwischen dem Alten China und dem Alten Ägypten gab, treten neben Unterschieden auch überraschend viele Gemeinsamkeiten zu Tage. Jedes der gezeigten Objekte präsentiert auf der einen Seite seine eigene Geschichte innerhalb des ihm eigenen Kulturhorizontes und wird andererseits mit Objekten der anderen Kultur in Beziehung gesetzt. Die Ausstellung erzählt diese Geschichten anhand von fünf Themengebieten.
Lebenswelten
Der menschliche Alltag will in allen Kulturen — überall auf der Welt und zu allen Zeiten — bewältigt und gemeistert werden und gleicht sich in den Grundbedürfnissen. Daher verwundert es keineswegs, dass auch Kulturen, die weit voneinander entfernt ihren Weg der Zivilisation beschritten haben, zu ähnlichen oder vergleichbaren Lösungen gefunden haben. Wie sah der Alltag im Alten Ägypten und im Alten China aus? Statuen, Schmuck, Keramik, Musikinstrumenten und weiteren Objekte aus dem Bereich der Wohnwelten geben den Besuchern einen Einblick in das Leben der Menschen in beiden Kulturen und zeigen, wie ähnlich sich das Leben damals und heute abspielt.
Schrift
Mit der Einführung von Ackerbau und Viehzucht und dem Entstehen größerer Siedlungen sowie einer arbeitsteiligen, hierarchisch gegliederten Gesellschaft entwickelte sich meist auch ein intensiver Warenaustausch. Handel und Warentransport waren es, die der Menschheit die ersten Schriftkulturen beschert haben, denn ohne eine Zählung und Benennung der Güter konnten komplexere Wirtschaftssysteme nicht existieren. In Ägypten und China haben sich die Schriftformen über bildhafte Zeichen und abstrahierte Piktogramme entwickelt und dabei anfänglich erstaunlich ähnliche Lösungen gefunden. Zu den frühesten Schriftzeugnissen aus China zählen Bambusstreifen und in Knochen zumeist von Rindern und Schildkrötenpanzer eingeritzte Piktogramme aus der Zeit um 1200 v. Chr. — die sogenannten Orakelknochen. Den chinesischen Schriftbeispielen werden hieroglyphische Zeugnisse aus dem Alten Ägypten gegenübergestellt. So beispielsweise winzige Textfragmente bis hin zu dem überdimensionalen Türsturz mit Namen und Titulatur des Pharao Ramses II.
Totenkult
Vom Totenkult in beiden Gesellschaften, von Riten und Bestattungsbräuchen, berichten kostbare Grabbeigaben, die dem Weiterleben nach dem Tod dienten. Während in Ägypten die Mumifizierung den Erhalt des Körpers garantierte und man in ein elysisches Jenseits eintrat, spielte für die Chinesen die Aufnahme in die Reihe der Ahnen eine herausragende Rolle. Auch hier bedeckte man den Körper mit schützenden Amuletten und Jade-Auflagen — bis hin zu ganzen Jadegewändern —, die ebenfalls den Schutz des Toten gewährleisten sollten. Als spektakulärer Höhepunkt der Ausstellung wird erstmalig in Deutschland ein Jadegewand mit einer reich bemalten Mumienhülle aus dem Alten Ägypten in Beziehung gesetzt.
Glaubenswelten
Die Entwicklung der menschlichen Zivilisation ist untrennbar mit dem Phänomen religiöser Vorstellungen und Praktiken verbunden. Sowohl in China als auch in Ägypten haben sich zahlreiche verschiedene religiöse Vorstellungen entwickelt, wobei Ägypten schon von den Alten Griechen als das Land bezeichnet wurde, in dem „die Götter wohnen“. Kaum eine Kultur hat sich so in einer göttlich durchdrungenen Welt heimisch gefühlt wie die altägyptische. Die Alten Chinesen verehrten neben einer Vielzahl von Naturgewalten vor allem die verstorbenen Ahnen. Die Grenzen zwischen der irdischen und der göttlichen Welt verschwammen. Zusammen mit ägyptischen Statuen und Stelen zeigt die Ausstellung verschiedene Götterwelten, Kulte und religiösen Verehrungsformen.
Herrschaft & Verwaltung
Komplexe Gesellschaften verlangen immer nach einer ordnenden und verwaltenden Struktur, die in den alten Hochkulturen in der Regel durch einen Machthaber — sei er König, Kaiser oder Pharao — repräsentiert und geführt wurde. In Ägypten regierte schon frühzeitig der Pharao als gottgleicher Alleinherrscher. Das chinesische Reich dagegen wurde vor den ersten Kaisern lange Zeit von einem weit verzweigten Netzwerk von Adelsfamilien beherrscht. Diese demonstrierten ihre Macht und ihren Wohlstand durch abstrakte Symbole und nicht wie in Ägypten durch Darstellungen des Herrschers. Durch die Gegenüberstellung der Repräsentationsformen werden die unterschiedlichen Herrschaftsstrukturen erfahrbar.
Die letzten Wochen vor der Eröffnung waren durch den Aufbau in den Räumen der Dauerausstellung des Museums gekennzeichnet. Bereits bei der Planung stand bald fest, dass die Umsetzung des Konzeptes eine große Herausforderung wird. Das Neue Museum ist ein denkmalgeschütztes Gebäude, in dem man weder die Wände noch den Fußboden nutzen darf um Vitrinen, Texte oder ähnliches zu befestigen oder zu installieren. Außerdem mussten im Vorfeld die Bestandsvitrinen mit den Objekten aus der Dauerausstellung geräumt werden um Platz für die neuen Objekte zu schaffen.
Die zweite Herausforderung bestand darin, die Exponate aus China und Ägypten innerhalb der großen Vitrinen visuell unterschiedlich zu präsentieren, so dass eine Zuordnung der Objekte zu den Kulturen für den Besucher eindeutig ist. In Zusammenarbeit mit der Architektin Anna Hollstein wurde schnell klar, dass eine Trennung beider Kulturen nur durch Farben erzielt werden konnte: rot für China, schwarzbraun für Ägypten und gold als verbindendes Element. Dieses Farbkonzept wird im Griechischen Hof durch eine beeindruckende Bänder- und Vitrineninstallation dem Besucher näher gebracht und setzt sich in den Ausstellungsräumen fort.
Das Projekt „China & Ägypten“ entstand durch eine Kooperation, die die Staatlichen Museen zu Berlin mit dem Shanghai Museum im Jahr 2014 eingegangen sind, und die eine längerfristige Zusammenarbeit und weitere Projekte zwischen beiden Institutionen zum Ziel hat. Die Ausstellung wird großzügig gefördert durch die Sparkassen-Finanzgruppe, Hauptförderer der Staatlichen Museen zu Berlin und sie wird vor allem unterstützt durch den Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e.V. und dessen Kuratorium sowie Museum & Location.
Doch ohne die tatkräftige Unterstützung der Mitarbeiter des Museums, der verschiedenen Gewerke und der zahlreichen helfenden Hände, wäre diese Ausstellung so nicht möglich gewesen. Unser Dank geht an alle, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben, und vor allem an die Restauratorinnen Iris Hertel, Nina Loschwitz, Pia Lehmann, Kathleene Kerth, Myriam Krutzsch, an die Depotverwalterin Anne Schorneck und den Depotverwalter Frank Marohn.
Friederike Seyfried und Mariana Jung
Adresse:
Neues Museum | Museumsinsel
Öffnungszeiten:
So, Mo, Di, Mi, Fr, Sa 10 - 18 Uhr
Do 10 - 20 Uhr